Erstmals in Deutschland zeigt das Museum Kurhaus Kleve in großem Umfang
eine neue Werkgruppe von Jannis Kounellis: großformatige Arbeiten mit
Teer auf Leinwand und Stahl. Es wird die erste museale Einzelausstellung
dieses führenden Vertreters der Arte Povera in Nordrhein-Westfalen seit
1997 sein. Kurator der Ausstellung ist Rudi Fuchs. Als Hauptsponsoren
ermöglichen die Ausstellung das Ministerium für Kinder, Jugend, Kultur
und Sport des Landes NRW und die Volksbank Kleverland. Kounellis’ neue
Arbeiten zeigen eine ausgeprägt skulpturale Auffassung von Malerei. Es
handelt sich um Bilder, die ohne Pinsel und ohne die Möglichkeit von
Korrekturen geschaffen werden. Ein Mantel wird in Teer getaucht und dann
auf große Büttenpapiere oder auf Leinwände, die auf Stahlrahmen
aufgezogen sind, gedrückt. Der einzigartige Abdruck, der zurückbleibt,
wenn der Mantel wieder abgenommen wird, ist gleichermaßen Zeugnis einer
unmittelbar physischen Handlung wie einer geistigen Haltung.
Mit der Werkgruppe der Teerbilder schlägt Kounellis einerseits ein neues
Kapitel seiner Kunst auf, andererseits fasst er mit ihr wesentliche
Aspekte seines früheren Schaffens zusammen. Dies wird in der Ausstellung
dadurch unterstrichen, dass den jüngsten Arbeiten eine Auswahl älterer
Werke gegenübergestellt wird: neben einem Zahlen- und Ziffernbild aus
dem Jahr 1959 Inkunabeln seines Oeuvres wie „Senza Titolo (Cotoniera)“
und „Senza Titolo (Carboniera)“, beide 1967.
Jannis Kounellis wurde 1936 in Piräus / Griechenland geboren und lebt
und arbeitet seit 1956 in Rom, wo er an der Accademia di Belli Arti
studierte. Von 1993 bis 2001 war er Professor an der Kunstakademie
Düsseldorf. Er gilt als Mitbegründer der Arte Povera, einer
Kunstrichtung, die sich alltäglicher Materialien wie Erde, Holz, Wolle,
Glas oder Kohle bedient. Kounellis nutzt diese „armen“ Materialien und
schafft damit Bilder, Objekte oder vielteilige Installationen.
Die Ausstellung von Jannis Kounellis im Museum Kurhaus Kleve setzt die
Linie von Präsentationen zur italienischen Arte Povera fort, die bisher
Einzelausstellungen von Mario Merz (2001), Giovanni Anselmo (2004) und
Giuseppe Penone (2006) umfasst.