Ausstellung „Ewald Mataré Plastik. Eine rheinische Privatsammlung“, 14.03.-04.07.2010
22.02.2010
Der Bildhauer und Graphiker Ewald Mataré (Aachen-Burtscheid 1887-1965
Büderich) gehört zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des
Rheinlands im 20. Jahrhundert und ist einer der wichtigsten
Protagonisten der Klassischen Moderne in Deutschland. Das Museum
Kurhaus Kleve kann jetzt zum ersten Mal überhaupt eine bedeutende
rheinische Privatsammlung präsentieren, die in den letzten 20 Jahren
aufgebaut wurde und viele Hauptwerke Matarés vereinigt.
Die Ausstellung umfasst über 50 Skulpturen aus allen
Schaffensphasen, darunter zahlreiche überaus seltene Werke. Die
früheste Arbeit datiert von 1923, die späteste von 1960, so dass es
möglich ist, Matarés gesamte künstlerische Entwicklung zu überblicken
und die formalen Wandlungen in seinem Werk zu verfolgen. Der
thematische Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des Tieres, das für
Matarés Denken eine zentrale Rolle spielt. So wird etwa eine ganze
Gruppe imposanter stehender oder liegender Kühe bzw. Rinder aus den
1920er Jahren gezeigt, allesamt Ikonen von Matarés Kunst. In ihnen
manifestiert sich sein Streben nach einer geschlossenen, in sich
ruhenden Form als Analogon der inneren Ordnung der Natur auf besonders
eindringliche Weise.
Von besonderer Delikatesse sind die äußerst reduzierten Kleinplastiken,
in denen das dargestellte Tier zu einem Fetisch wird. Matarés
Auseinandersetzung mit dem Bild des Menschen wird u. a. vergegenwärtigt
durch die berühmte „Pietà“ von 1922/23, die ihn deutlich als Mitglied
der expressionistischen Generation ausweist.
Die Ausstellung zeigt darüber hinaus exemplarische kunsthandwerkliche
Arbeiten, die einen wesentlichen Aspekt von Matarés Schaffen ausmachen.
Hervorzuheben ist beispielsweise ein bisher unbekannter kostbarer
keramischer Krug aus den 1930er Jahren, der mit Tiermotiven bemalt ist.
Ewald Mataré wird am 25.02.1887 in Burtscheid geboren. Nach erstem
Unterricht bei dem Bildhauer Karl Krauß und dem Maler Eugen
Klinckenberg in Aachen geht er 1907 zum Studium bei Julius Ehrentraut
nach Berlin. 1914 studiert er bei Lovis Corinth, 1915 wird er
Meisterschüler von Arthur Kampf. 1918 tritt Mataré der revolutionären
„Novembergruppe“ bei; parallel dazu gewinnt er in seinem malerischen
Werk Anschluss an den Expressionismus. 1920 entstehen bei einem
Sommeraufenthalt an der Nordsee die ersten Holzschnitte, die schnell
den Weg zur Skulptur ebnen. 1932 wird Mataré auf Initiative von Paul
Klee als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen, von der
ihn die Nationalsozialisten, die sein Werk als „entartet“ brandmarken,
schon 1933 wieder vertreiben. 1945 kehrt Mataré an die Düsseldorfer
Akademie zurück, wo Erwin Heerich und Joseph Beuys zu seinen ersten
Schülern zählen. Er erhält zahlreiche staatliche und kirchliche
Aufträge in Deutschland und weltweit. Am 29.03.1965 stirbt Mataré in
Büderich.
1988 gibt Sonja Mataré den Nachlass ihres Vaters in die Obhut der Stadt
Kleve, wo er die Basis der Sammlung moderner Kunst des Museum Kurhaus
Kleve bildet. Seither hat sich das Museum in zahlreichen Ausstellungen
und Publikationen der Erforschung von Ewald Matarés Werk gewidmet.